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Bagan: Die Ebene der Zehntausend Pagoden

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Die Shwesandaw Paya zieht jeden Abend zum Sonnenuntergang zahlreiche Touristen an.

Einst herrschten hier die burmesischen Könige und eine wilde Bauwut. Die ehemaligen Machthaber sind längst Teil der Geschichte geworden. Nach Bagan zurückgekehrt ist jedoch die Bauwut. Nicht nur in Form von zahlreichen neuen Hotels.

Eine gemalte Übersicht über einen Teil der Bagan-Ebene.

Beinahe wäre mir der Brite mit dem überdimensionierten Teleobjektiv auf die Füsse getreten. In der fünften „Etage“ der Shwesandaw Paya herrscht Gedränge, obwohl sich die Sonne noch mindestens fünf Finger über dem Horizont befindet.  Hier oben, auf der obersten Plattform eines weiss bemalten buddhistischen Tempels, treffen sich allabendlich die Kulturreisenden, die Abenteurer und die Backpacker.  Nur die Rentner und die Händler bleiben unten: Für die einen ist der Aufstieg über die steilen Treppen wohl zu mühsam und die anderen wissen, dass sich sie ihre Sandgemälde und falschen Antiquitäten am Fusse des Tempels besser verkaufen lassen.

Ein weiterer Tempel in Bagan.

Heute war für uns kein Glückstag. Kaum hatten wir Stellung bezogen, verschwand der rote Feuerball hinter einer dicken Wolkenschicht, ohne dass sich diese auch nur leicht verfärbt hätte. Es macht sich Enttäuschung breit. „Lass uns schon nach Hause fahren“, schlägt der Brite mit der Kamera vor.  Er hat sich im etwa zehn Kilometer entfernten Nyaung U ein Fahrrad ohne Licht gemietet – ein milder Leichtsinn, damit über die unbeleuchtete und mit Schlaglöchern versetzte Strasse zurückzufahren. Ein deutsches Paar ist da besser dran: Sie haben sich einen Ochsenkarren gemietet, der sich auch im Dunkeln sicher ins Hotel bringt. Sie wollen noch warten, bis die grössten Tempel beleuchtet werden.

Noch mehr Pagoden…

Wer nur die Beschreibungen der Shwesandaw Paya hört,  gewinnt vom Wesen Bagans einen falschen Eindruck. Zwar ist die im elften und zwölften Jahrhundert entstandene Stadt tatsächlich eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Myanmar.  Doch die noch überschaubare Zahl an Besucher verteilt sich recht gut auf die über 3000 Tempel und Pagoden in der Ebene. Gerade in den kleineren Anlagen kommt auch heute noch leicht das Gefühl auf, als sei man ein klassischer Entdecker.

Und dieses Gefühl wird sich wohl auch künftig nicht so schnell ändern. Denn derzeit werden immer mehr historische und „historische“ Gebäude wieder aufgebaut. Finanziert wird dies hauptsächlich von reichen Burmesen, die etwas Gutes tun und vielleicht auch ihren Namen auf einer Tafel lesen wollen.  Da das ganze privat organisiert und nicht von Experten geleitet wird, leidet natürlich die Authenzität der Rekonstruktionen.

Bauwut herrscht allerdings nicht nur im archäologischen Feld. Auch die Hotelbesitzer bereiten sich auf einen höheren Zustrom bei den Touristen vor, seit Aung San Suu Kyi freigeworden ist und absehbar ist, dass die EU und die USA ihre Restriktionen lockern.  Der Besitzer des Hotels Golden Express, wo ich untergekommen bin, erzählt mir, dass er in diesem Jahr bereits sechs neue Gästeräume eingerichtet hat. Daneben befinden weitere Räume bereits im Bau. Politik sei ihm nicht so wichtig, sagt er etwas vorsichtig. Aber darüber, dass das Geschäft besser laufe, freue er sich auf alle Fälle.



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